Was braucht Babyhaut wirklich?

Was braucht Babyhaut wirklich?

Babyhaut empfinden wir als angenehm weich und zart mit einem besonderen Duft. Gleichzeitig ist sie aber in den ersten Lebensmonaten besonders empfindlich und muss während Sie sich entwickelt, sehr viel „lernen“ und auch aushalten.

Wie ist Babyhaut beschaffen?

Anders als bei Erwachsenen ist die wasserabweisende Hornschicht noch sehr dünn (20 - 30 % dünner als bei Erwachsenenhaut), die Zellen sind weniger dicht angeordnet und die Schweiß- und Talgdrüsen noch nicht voll ausgebildet. Das ist auch der Grund, warum Babys erst nach 6 - 8 Monaten beginnen zu schwitzen.

Dadurch ist der schützende Hydrolipidfilm (Säureschutzmantel) noch sehr schwach ausgeprägt und die Hautbarrierefunktion beeinträchtigt, was zu einem erhöhten Wasserverlust führt.

Babyhaut neigt hierdurch leichter zu Austrocknung, Infektionen oder Hautreizungen, wie beispielsweise einem Windelausschlag. Verglichen mit Erwachsenenhaut ist Babyhaut insgesamt weniger widerstandsfähig, reagiert (über)empfindlich auf chemische, mechanische und mikrobielle Reize sowie auf UV-Strahlung.

Zudem kann Babyhaut die Temperatur noch nicht so leicht und effektiv regulieren wie erwachsenenhaut. Es dauert bis zu 10 Jahre, bis die Haut ihr Gleichgewicht gefunden hat und sogar bis zur Pubertät, bis sie der eines Erwachsenen gleicht.

Was sollten Eltern wissen!

Aufgrund der physiologischen und strukturellen Unterschiede kommen Hautausschläge/Hautreaktionen bei Säuglingen und Babys sehr häufig vor und sind vollkommen normal.

Sie können sogar bereits wenige Tage nach der Geburt auftreten. Der Grund dafür ist fast immer, dass sich Babys noch so empfindliche Haut erst an die neue Umgebung gewöhnen muss, die ganz anders ist als im geschützten Mutterleib. Prinzipiell kann aber jeder Erstkontakt der Haut mit etwas „Neuem“ zu einem Ausschlag führen. Ebenso spielt während der Stillzeit die Ernährung der Mutter eine entscheidende Rolle, die unter Umständen ebenso zu einem Hautausschlag des Babys führen kann. Sei aber unbesorgt, fast alle Ausschläge sind harmlos, vorübergehend und klingen selbstständig wieder ab.

Wie oft sollte ich mein Baby baden?

Aufgrund der anatomischen und physiologischen Unterschiede sowie der Gewöhnungszeit, die die Haut benötigt, sollten Eltern auf diese Dinge achten:

  • nicht öfter als 1–2-mal die Woche
  • nicht länger als je 5 – 10 Minuten

Tägliches baden kann den sich entwickelnden Säureschutzmantel „angreifen“ und zusätzlich schwächen. Jedoch sollten die Hautfalten des Babys besonders am Hals, Achseln, Leiste und Oberschenkel regelmäßig kontrolliert und mit einem Waschlappen und angenehm warmen Wasser sanft (ohne Seife!) gereinigt werden. Wenn euer Baby trockene Haut oder trockene Hautstellen hat, habt ihr den perfekten Badezusatz von Mutter Natur bereits mitgeliefert bekommen, eure Muttermilch. Seifen, Tenside, Duftstoffe und andere Zusätze sind unnötig und können die Haut des Babys austrocknen und die ohnehin schwache Hautbarriere zusätzlich belasten.

Was braucht Babyhaut wirklich?

Auch wenn Babyhaut weniger geschützt ist als die eines Erwachsenen, sollte man nicht den Fehler begehen und die Haut mit Cremes und Ölen übermäßig zu pflegen. Auch wenn es im Drogeriemarkt mit dem überwältigenden Produktangebot den Anschein macht, dass ihr für euer Baby viele diverse Pflegeprodukte benötigt, lasst euch nicht verwirren, das Gegenteil ist der Fall! Optimalerweise sollten sich Babyhaut und ihr Mikrobiom (mikrobielle Besiedelung der Haut) weitgehend ungestört und ganz allein entwickeln dürfen.

Wie ist es mit Sonnenschutz?

Sehr wichtig ist ebenfalls die Vermeidung von Sonnenschutzmitteln im ersten Lebensjahr (Hautbarriere nicht voll ausgeprägt). Das Baby sollte erst gar nicht der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden. Die Melanin-produzierenden Zellen sind noch nicht so aktiv und die Haut dementsprechend weniger geschützt. Durch die noch nicht voll funktionstüchtige Barriere können zudem UV-Filter tief in das Gewebe eindringen und ggf. sogar in den Blutstrom gelangen (systemische Verfügbarkeit). Ein absolutes Muss hingegen ist entsprechende Kleidung und eine Mütze/Hut. Nach dem ersten Lebensjahr können und sollten dann auch Sonnenschutzmittel Anwendung finden. 

Mein Tipp: Glücklicherweise hat die Natur Eltern mit einem besonderen Werkzeug ausgestattet, einem sehr ausgeprägten Instinkt, der es Eltern erlaubt bei Babys aus dem Bauch heraus fast alles richtig zu machen und für eine optimale Entwicklung zu sorgen. Für alles andere gibt es Muttermilch und LaLeMa!

Euer Lars

 

Quellen: Barrier Function and Water-Holding and Transport Properties of Infant Stratum Corneum Are Different from Adult and Continue to Develop through the First Year of Life. JOURNAL OF INVESTIGATIVE DERMATOLOGY Bd. 128 Nr.7, S. 1728-36. Infant Skin Microstructure Assessed In Vivo Differs from Adult Skin in Organization and at the Cellular Level. PEDIATRIC DERMATOLOGY  Bd. 27 Nr. 2, S.125-131. Iliana R Serghiou 1, Mark A Webber 2, Lindsay J Hall 3 An update on the current understanding of the infant skin microbiome and research challenges Curr Opin Microbiol (2023) Oct;75:102364. doi: 10.1016/j.mib.2023.102364. Epub 2023 Aug 14. Eleanor Johnson 1, Raegan Hunt 1 2 (2019) Infant skin care: updates and recommendations Review Curr Opin Pediatr.Aug;31(4):476-481. doi: 10.1097/MOP.0000000000000791.

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